Wo die Steine zu atmen scheinen

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Bad Münster am Stein: Fondation Kubach-Wilmsen

In Bad Münster am Stein befindet sich mit dem Rotenfels nicht nur die einzige 200 Meter hohe natürliche Steilwand zwischen Nordsee und Alpen, sondern auch ein Museum, das zu Steilwand und Stadtnamen passt: ein Steinskulpturenmuseum. Die Fondation Kubach-Wilmsen gewährt in einem architektonischen Meisterwerk Blicke in Steine.

Die im Museum und im umliegenden Park gezeigten, zwischen 1970 und 2012 entstandenen Steinskulpturen sind allesamt eine »Hommage an den Stein«, wie Anna Kubach-Wilmsen sagt. Und als solche ein Relikt einer millionenjährigen Entstehungsgeschichte der Erde. Man wird still. Vor Büchern aus Stein, die zu atmen scheinen, oder einer ungeheuer zart erscheinenden, im Wasser stehenden schlanken Säule aus Steinen aller fünf Kontinente.

Deutsches Fachwerk und japanische Holzbaukunst

Daneben steht ein von dem weltberühmten japanischen Architekten und Pritzkerpreisträger Tadao Ando geschaffener Bau: eine kunstvolle Scheunenskulptur, die auf wundervolle und äußerst reduzierte Weise Holz und Beton, deutsches Fachwerk und japanische Holzbaukunst, Tradition und Moderne verbindet. Samt Betongarten hat Ando sie eigens für die zwischen 1970 und 2012 entstandene Steinkunst des Bildhauerpaares Wolfgang Kubach und Anna Kubach-Wilmsen geschaffen. Eindrucksvoll thront das Gebälk einer historischen Fachwerkscheune aus dem Jahr 1785 auf einem Sockel aus Sichtbeton.

Tadao Ando ist ehemalige Profiboxer, studierte nie Architektur und gilt als Mönch unter den Architekten. Kein Wunder also, dass der Japaner bei der Ausführung der Innenräume asketischen Prinzipien folgt. Seine Räume sollen der seelischen Erholung dienen und Menschen dabei unterstützen, zu sich selbst zu kommen. Auch deshalb gelangt man in das Innere seiner Gebäude fast nie auf direktem Weg. So auch im Steinskulpturenmuseum der Fondation Kubach. Ein Feldweg und ein Gang aus Sichtbeton führen in das Steinskulpturenmuseum.

„Erst war der Stein und dann das Leben.“

Für Anna Kubach-Wilmsen und ihren 2007 verstorbenen Mann Wolfgang Kubach wurde der Stein Passion und Partner: »Wir verliebten uns beide in den Stein und erlebten ihn wie eine dritte Person in unserm Team.« Und damit änderte sich ihre Herangehensweise an den Stein, in dem es – wie sie sie und ihr Mann in zahlreichen Ausstellungen und Arbeiten weltweit zeigten – einiges zu schauen gibt: »In 2000 Jahren europäischer Kunstgeschichte war der Stein immer Material der Form. Beispielsweise bei den Römern ein Caesar-Kopf, Politik, im Mittelalter eine Pieta, Religion, im letzten Jahrhundert ein preußischer Kaiser, Macht. In unserer Arbeit ist die Form Anschauungsmaterial des Steins. Der Stein ist Materie. Erst war der Stein und dann das Leben. Der Stein trägt die Evolutionsgeschichte seiner Herkunft in sich, die uns neugierig macht.« Jeden Sonntag um 15 Uhr wird im Rahmen einer öffentlichen Führung diese Geschichte erklärt. Außerdem an manchen Feiertagen. Infos dazu auf der Website der Fondation Kubach-Wilmsen >>.

Fondation Kubach-Wilmsen · Heilquelle · Postfach 1217 · 55583 Bad Münster am Stein · Tel.: 06708 2385.

TIPP: Die Fondation Kubach-Wilmsen kann auch in eine der schönsten Wanderungen rund um Frankfurt integriert werden. Hier geht’s zur TourNatour, die u. a. über den Rotenfels und die Nahe führt >>.

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