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Durch die Seltenbachschlucht bei Klingenberg und über den Esskastanien-Lehrpfad

Wer Erdgeschichte spüren, Salamander entdecken, im Wandererheim am Aussichtsturm eine Rast machen und den Esskastanien-Lehrpfad durchstreifen will, findet all das in einer einzigen Wanderung: Die Seltenbachschlucht bei Klingenberg am Main ist mehr als nur ein schöner Pfad durch den Spessart. Zwischen moosbewachsenen Sandsteinwänden, alten Kastanienhainen und einem stillgelegten Tonbergwerk entfaltet sich hier ein Stück Unterfranken, das ruhig, echt und überraschend vielseitig ist.

Dieser Beitrag zeigt dir, wie du die Schlucht, das naheUmland und die Geschichte ganz entspannt zu Fuß erleben kannst – mit praktischen Tipps, GPX-Track und Einkehrmöglichkeiten.

Seltenbachschlucht mit Aussichtsturm & Esskastanien-Lehrpfad: Erlebens- und Sehenswertes

Wandern durch die Zeit: Ein Stück Urgeschichte im Spessart

Wer bei Klingenberg am Main in die Seltenbachschlucht absteigt, verlässt das Heute für eine Weile. Knapp 1,6 Kilometer führt der Weg durch eine Sandsteinschlucht, deren Felswände mehr als 250 Millionen Jahre Erdgeschichte offenlegen. Der Seltenbach plätschert zwischen Farnen, Moosen und alten Bäumen – oft nur leise, manchmal gar nicht. Kein Wunder, dass dieser Ort zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns zählt.

Schon nach wenigen Metern wird klar: Diese Schlucht erzählt Geschichten. Rote, gelbe und weiße Buntsandsteinschichten schieben sich schräg übereinander, ein Ergebnis urzeitlicher Strömungen, Überschwemmungen und geologischer Umbrüche. Wer genau hinsieht, erkennt sogar alte Geröllhorizonte und Tonlagen – Spuren eines längst verschwundenen Flussdeltas.

Die „Schlucht der Salamander“ – Natur mit Anspruch

Die Seltenbachschlucht ist mehr als nur ein geologisches Fenster in die Vergangenheit. Sie ist Lebensraum. Feuersalamander finden hier Bedingungen, die sie anderswo kaum noch vorfinden: feuchter Waldboden, Totholz, Schatten und ein klarer Bach. Vor allem im Frühjahr setzen die Weibchen ihre Larven direkt ins Wasser – ein stilles, aber eindrucksvolles Schauspiel, wenn man Glück hat.

Ein Besuch verlangt Rücksicht: feste Schuhe, Aufmerksamkeit auf dem Pfad, Hunde an die Leine – besonders in der Laichzeit. Wer sich darauf einlässt, wird mit kleinen Naturbegegnungen belohnt, die sich nicht inszenieren lassen.

Über Brücken und Stege – und weiter Richtung Höhe

Rundwanderung Seltenbachschlucht Rote Schnepfe

Der Weg durch die Seltenbachschlucht ist Teil eines rund 6 Kilometer langen Rundwegs, der unter dem Namen „Rote Schnepfe“ ausgeschildert ist. Die GPS-Daten zu dieser Rundwanderung findest Du unten.

Ich selbst habe die Wanderung durch die Seltenbachschlucht abgeändert, weil ich noch andere Highlights der Stadt Klingenberg wandernd erkunden wollte. Mit auf meiner Tour: der Aussichtsturm am Wandererheim, ein Stück des Kastanienwegs bzw. Esskastanien-Lehrpfads und am Ende geht’s mit einem kleinen Abstecher noch vorbei an der Clingenburg.

Über Brücken durch die Schlucht bei Klingenberg

Mehr als ein Dutzend kleine Holzbrücken queren den Bach – charmant, aber auch funktional. Am oberen Ende wartet ein Relikt der Industriekultur: das stillgelegte Tonbergwerk Klingenberg.

Hier wurde über Jahrhunderte Ton von außergewöhnlicher Qualität abgebaut, der Klingenberg wirtschaftlich prägte. Heute erinnert eine kleine Infostation an diese Ära. Wer mag, kann zur nahegelegenen Greifvogelstation weitergehen oder direkt dem Rundweg weiter folgen – vorbei an historischen Pfaden, durch Weinberge und Kastanienhaine.

Tonwerk Klingenberg: das Gold der Stadt

Am oberen Ende der Schlucht stößt man auf ein stilles Zeugnis regionaler Industriegeschichte: das ehemalige Tonbergwerk Klingenberg. Über fast drei Jahrhunderte wurde hier feiner Ton abgebaut – ein Exportgut von Weltrang. Zwischen 1860 und dem Ersten Weltkrieg finanzierte der „Tonboom“ unter anderem Brücken, Schulen und sogar das Bürgergeld für die Stadtbevölkerung.

Heute erinnern noch die Übertageanlagen und eine kleine Greifvogelstation an das Werk, das 2011 geschlossen wurde. Eine Infostation direkt an der Straße gibt Einblicke in Geologie und Technikgeschichte.

Von der Seltenbachschlucht hoch zu den Maronen

Nur wenige Kilometer weiter beginnt ein besonderes Waldstück: Der Esskastanien-Lehrpfad, auch Kastanienweg genannt, verläuft auf rund 2,6 Kilometern oberhalb der Klingenberger Weinberge. 13 Tafeln erklären Geschichte, Nutzung und ökologische Bedeutung der „Eicheln des Zeus“, wie die Kastanien auch heißen.

Tipp: Im Herbst kann man mit etwas Glück selbst welche sammeln – aber bitte fair und rücksichtsvoll.

Einkehren im Wandererheim: Aussicht inklusive

Wer vom Kastanienweg nicht gleich zurück möchte, kann einen kurzen Abstecher zum Wandererheim am Aussichtsturm einplanen. Die Einkehr mit Biergarten liegt mitten im Wandergebiet und bietet an Wochenenden kleine Gerichte und Getränke. Der 1903 erbaute Aussichtsturm nebenan wurde aus Buntsandstein errichtet – derselbe Stein, der die Schlucht formte. Von oben reicht der Blick bis zum Odenwald.

Für Gruppen gibt’s ein einfaches Bettenlager – ideal für eine Wanderpause mit Übernachtung. Der Betrieb liegt in den Händen des Spessartbund Klingenberg e. V. – ehrenamtlich, herzlich und unkompliziert.

Clingenburg: Aussicht, Geschichte und Kultur über dem Main

Ein lohnenswerter Abstecher entlang der Route führt zur Clingenburg, die rund 40 Meter über der Altstadt von Klingenberg liegt. Die um 1160 erbaute Höhenburg sicherte einst den Handelsweg am Main. Heute ist sie Ruine, Festplatz und Aussichtspunkt in einem.

Die Clingenburg thront oberhalb der Weinberge und bietet freie Sicht über das Maintal und weit hinein in den Odenwald. Wer möchte, kann hier eine kurze Rast einlegen oder sich einfach Zeit für den Ausblick nehmen.

Seit 1994 wird die Ruine jeden Sommer zur Kulisse für Theater- und Musicalaufführungen: Die Clingenburg-Festspiele haben sich zu einem regionalen Kulturhöhepunkt entwickelt. Auch außerhalb der Spielzeiten lohnt sich ein Besuch – allein schon wegen der historischen Atmosphäre und der Verbindung aus Geschichte und Natur.

Klingenberg-Wanderung mit Seltenbachschlucht: praktische Infos & GPS-Daten

Klingenberg & Seltenbachschlucht-Wanderung: hin & weg etc.

Anreise: per Bahn nach Klingenberg oder mit dem Auto (Parkplätze an der Wegkapelle oder direkt an der Schlucht), Ansprechpartner: Mainland Miltenberg-Churfranken e. V., Tel. 09371/6606976, www.churfranken.de

Kurzüberblick Rundweg durch die Seltenbachschlucht

KategorieInfo
LängeMeine Wanderung: 7 km (sehr gut verlängerbar, z. B. über den Fränkischen Rotweinweg bis zum Kloster Engelberg) Markierter Rundweg: rote Schnepfe: ca. 6 km
Dauer1,5 – 2,5 Stunden je nach Route und Pausen
Auf-/Abstiegca. 150–200 Höhenmeter je nach Streckenführung
MarkierungMeine Wanderung durch die Seltenbachschlucht: keine durchgehende Markierung bei meinem Weg: dafür GPS-Track, unten. Markierter Rundweg: Rote Schnepfe auf weißem Grund für den markierten Rundweg.
Kinderwagentauglichnein
Highlights auf meiner Wanderung durch die SeltenbachschluchtSeltenbachschlucht, Tonwerk, Kastanienweg, Wandererheim, Weinberge, Clingenburg
Beste ZeitFrühjahr bis Herbst
VerpflegungWandererheim (Wochenende), Gasthäuser in Klingenberg
ÜbernachtungWandererheim (12 Betten, Selbstversorgung)

Klingenberg- & Seltenbachschlucht-Wanderung: GPS-Download meine Wanderung

Klingenberg- & Seltenbachschlucht-Wanderung: markierter Rundweg „Rote Schnepfe“

Klingenberg-Wanderung mit Seltenbachschlucht verlängern

Wem die etwa 10 Kilometer lange Rundtour (von/nach Bahnhof Klingenberg) zu kurz ist, könnte beispielsweise die Wanderung auf dem Fränkischen Rotweinwanderweg verlängern und dabei das eine oder andere Weingut passieren. Empfehlenswert sind das einige Kilometer entfernte Kloster Engelberg (mit einem Bus unterhalb des Klosters könnte man den Rückweg zum Bahnhof in Klingenberg oder Miltenberg antreten) und natürlich Miltenberg – wenn man es per pedes soweit schafft.

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