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Heidetränk-Oppidum: Auf den Spuren der Kelten

Wer glaubt, dass man für Zeitreisen eine Maschine braucht, erlebt im Heidetränk-Oppidum bei Oberursel, dass die eigenen Füße reichen. Auf dieser kurzen, aber geschichtsträchtigen Rundwanderung stößt du Schritt für Schritt auf Reste keltischer Stadtmauern, Ringwälle und uralte Handelswege – mitten im Taunuswald. Ein Weg, der Geschichte sichtbar macht und dabei angenehm wanderbar bleibt.

Vielleicht gut zu wissen: Dieser Weg durch das Heidetränk-Oppidum ist gut verlängerbar zu einem anderen Highlight mit Kelten-Funden im Taunus: dem Altkönig. Wie das unkompliziert geht, liest du weiter unten bei den praktischen Hinweisen.

Durch das Heidetränk-Oppidum: Zeitreise per pedes

Bedeutung des Heidetränk-Oppidum bei Oberursel

Das Heidetränk-Oppidum oberhalb von Oberursel gehört zu den wichtigsten keltischen Großsiedlungen Europas. Im 1. Jahrhundert v. Chr. war es das größte spätkeltische Zentrum im heutigen Hessen. Die Siedlung erstreckte sich über rund 130 Hektar – verteilt auf die Höhenzüge „Goldgrube“ und „Altenhöfe“ beiderseits des Heidetränktals.

Was bis heute sichtbar bleibt, sind die Ringwälle aus hellem Taunusquarzit. Besonders auffällig: die Überreste der sogenannten Pfostenschlitzmauer – bis zu fünf Meter hoch und ebenso breit. Sechs große Zangentore markierten einst die Zugänge zur befestigten Stadt, und ihre Spuren lassen sich noch immer im Gelände erkennen.

Das Heidetränk-Oppidum war weit mehr als ein befestigtes Dorf. Es war städtisch organisiert, mit arbeitsteiliger Wirtschaft, Handwerk, Handel und einer eigenen Münzprägung, dem sogenannten „Nauheimer Quinar“. Neben seiner Funktion als Zentrum für Politik und Kultur diente es auch als Rückzugsort in unsicheren Zeiten. Die Mischung aus Größe, Lage und aufwändiger Befestigung macht das Oppidum zu einem der eindrucksvollsten Zeugnisse keltischer Hochkultur nördlich der Alpen.

Wer heute auf den Spuren der Kelten unterwegs ist, kann den archäologischen Rundweg über die Goldgrube (ca. 4,3 km) gehen. Die Strecke führt an den wichtigsten Stellen der einstigen Siedlung vorbei und ist mit gut gemachten Tafeln zur Geschichte und zum Alltag der Kelten ausgestattet. Viele Fundstücke aus dem Oppidum sind im Vortaunusmuseum in Oberursel ausgestellt.

Zeitreise: auf dem Kelten-Rundweg das Heidetränk-Oppidum erleben

Der Kelten-Rundweg ist eine klare Empfehlung für alle, die beim Wandern nicht nur Natur, sondern auch Geschichte erleben wollen. Hier wird die Vergangenheit nicht trocken präsentiert, sondern direkt in die Landschaft eingebettet.

Was erwartet dich auf dem Weg?

  • Archäologisches Erlebnis: 16 Stationen mit Karten, Tafeln, Bilder und Rekonstruktionen entlang des Rundwegs weisen auf die noch heute sichtbaren Spuren wie frühere Tore oder Stadtmauern hin. Einige „Fernrohre“ ermöglichen es, geradewegs in die Welt der Kelten zu blicken. Schritt für Schritt entsteht ein Bild vom Leben, Bauen und Wirtschaften vor über 2000 Jahren.
  • Natur trifft Geschichte: Die Tour verbindet das stille Waldpanorama des Hochtaunus mit spannenden historischen Einblicken – eine ideale Mischung.
  • Familienfreundlich: Der Rundweg ist gut ausgeschildert, etwa zwei Stunden lang und auch mit Kindern gut machbar.
  • Guter Einstieg: Besonders praktisch ist der Startpunkt am Taunus-Informationszentrum in Oberursel – hier bekommst du auch weiteres Material zur Route.

Der Rundweg rund ums Heidetränk-Oppidum am Altkönig zeigt, wie viel Geschichte im Taunus steckt – und wie lebendig sie beim Wandern werden kann. Ideal für alle, die gern draußen sind und dabei

Im Taunus wandern & in die Vergangenheit gucken

Eine besonders schöne Idee: An einigen Stationen kann man auch mit einem „Fernrohr“ in die Zeit der Kelten gucken. Nach und nach wird deutlich, warum im Heidetränk-Oppidum trotz seiner Lage am Rand der keltischen Welt Handel und Handwerk blühten.

Schwer vorstellbar beim Gang durch den Taunuswald: Zur Zeit der Kelten war hier keineswegs mehr Waldgebiet, da das Holz u. a. für Stadtmauern, Hausbau oder auch Herstellung von Holzkohle längst verbraucht worden war.

Taunus-Wanderung durch die erste Großstadt im Rhein-Main-Gebiet

Das Heidetränk-Oppidum war die erste „Großstadt“ des Rhein-Main-Gebiets und erstreckte sich über die Höhenrücken Altenhöfe und Goldgrube zu beiden Seiten des Heidetränkbachs. Auch wenn die einstige Kelten-Siedlung an der Peripherie der keltischen Ausdehnung lag, so war die Stadt doch vergleichbar mit der Bedeutung des heutigen Frankfurt.

Die „Oppida“ genannten spätkeltischen Städte gehören zu den eindrucksvollsten Hinterlassenschaften der keltischen Kultur im späten 2. und 1. Jahrhundert vor Christus. Auch gut geschützte Heidetränk-Oppidum bei Oberursel stammt aus dieser Zeit. Über zehn Kilometer erstreckten sich ehemals die Stadtmauern, 130 Hektar maß die Heidetränk-Gebiet. Mit diesen Ausmaßen war das Oppidum größer als einige mittelalterliche aber auch neuzeitliche Städte.


Um 50 vor Christus wurden die meisten keltischen Städte verlassen, vermutlich auch das Heidetränk-Oppidum. Was aus den Kelten wurde, ist weitestgehend unbekannt. Klar ist, dass germanische Krieger und Siedler vom Norden und die Römer aus dem Süden ins Rhein-Main-Gebiet vordrangen. Um das Jahr 70 herum ist das römische Militär wieder im Rhein-Main-Gebiet präsent, ab ca. 85 n. Chr. beginnt der Bau des Limes. Zu diesem Zeitpunkt war das Heidetränk-Oppidum nur noch eine Ruine im Wald.

Heidetränk-Oppidum & Keltenrundweg: praktische Hinweise

Diese kurze Rundtour eignet sich wunderbar, um frische Waldluft außerhalb der Stadt mit einer lehrreichen kleinen Wanderung zu verbinden. Auch wenn es ein paar Steigungen gibt: Die kurze Strecke erfordert weder Kondition noch besondere Trittsicherheit. Als Wegmarkierung dient ein stilisierter Keltenkopf (der von einer in der Region geprägten Münze stammt, dem sogenannten „Nauheimer Quinar“).

Heidetränk-Wanderung verlängern

Wer die kleine Tour noch etwas ausdehnen möchte, kann beim Goldgrubenfelsen (nach etwa 2,1 km des Rundwegs) den eigentlichen Rundweg verlassen, um in Richtung Norden zum Bleibeskopf zu wandern (ca. 5,9 km). Hier liegt auch eine weniger bekannte Ringwallanlage aus der Bronzezeit (ca. 800 v. Chr.). Gut machbar ist auch auch die Tour auf den schönsten Taunusgipfel, den Altkönig. Auch hier sehen Wanderer mit den ehemaligen Ringwällen aus Taunusquarzit keltisches Erbe (zur Altkönig-Wanderung samt GPS-Daten geht’s hier >>).

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